5 Dinge, die ich für meine Karriere von einem Astronauten gelernt habe, dem der Sauerstoff im All ausging (und ob wir auf einen anderen Planeten auswandern werden):

 

  1. Du musst nicht alles alleine lösen. Genauer noch: Du kannst gar nicht alles alleine lösen.

Das bedeutet, dass du delegieren MUSST, um dort oben zu überleben.

Es gab Momente für Claude Nicollier, den ersten Schweizer Astronaut, dort oben im All, die er nicht allein mit seinen Kamerad:innen lösen konnte. Doch genau dafür gibt es Menschen, die auf der Erde sitzen und rundum die Uhr verfügbar sind. Sie sind exakt für solche Fälle da: um zu helfen, wenn etwas nicht stimmt.

 

  1. Was tun, wenn mir Menschen in der ISS auf den Keks gehen?

Auf diese Frage hatte er keine Antwort. Warum? Weil jedes einzelne Mitglied, das mehrere Monate dort oben lebt und arbeitet, so sorgfältig ausgewählt und trainiert wurde, dass jede:r genau weiß, was sein Job ist. Jede:r hat eine Aufgabe zu tun. Es gibt keine Langeweile und möglicherweise auch deshalb keinen Anhaltspunkt zum Mobben oder Lästern – denn dort muss man sich aufeinander verlassen können. Alleingänge können zur Lebensgefahr werden.

 

  1. Es gibt keinen Stress, nur Druck.

Claude Nicollier berichtet in unserer gemeinsamen Podcast-Episode von seinem Space Walk, als er das Hubble Teleskop repariert hat. Es lief – gelinde gesagt – nicht so wie geplant, denn sein Raumanzug wies ein Loch auf und sein Sauerstoff neigte sich dramatisch schnell dem Ende zu. Was jetzt? In Stress verfallen?

Ganz klar berichtet er mir: „Da oben gibt es keinen Stress. Vielleicht Druck, aber mehr auch nicht.“ Seine jahrelangen Trainings haben ihn genau auf diese Momente vorbereitet. Dadurch, dass er solche Szenarien zehn- oder gar hundertfach vorher durchgespielt hatte, wusste er in jeder Situation, was er tun musste.
(Das gleiche berichtet auch Sebastian Preiss, Handball-Weltmeister, in Episode 78 über den Erfolg im Profi-Sport.)

Egal wie prekär die Situation ist: Wieso in Stress verfallen, wenn man eh weiß, was zu tun ist? Und falls man es wirklich nicht wusste: Nimm Kontakt zur Erde auf.

 

  1. Es gibt keine Länder und verschiedenen Nationalitäten. Es gibt nur Team Erde.

Aus dem All hat er schon in den 1990ern die Katastrophen der Natur erkennen können wie z.B. riesige Waldbrände in Südamerika. Doch was er nicht gesehen hat: Ländergrenzen. Dafür hat er was anderes erkannt: Es gibt nur ein Team. Und das ist Team Erde.
Wenn wir wollen, dass wir erfolgreich weiterhin diesen Planeten bewohnen können, müssen wir uns zusammenraufen und unsere Grenzen vergessen.

 

Da fällt mir natürlich gleich dieser Song ein:
„Wir bauen immer höher bis es ins Unendliche gehtFast acht Milliarden Menschen, doch die Menschlichkeit fehltVon hier oben macht das alles plötzlich gar nichts mehr ausVon hier sieht man keine Grenzen und die Farbe der Haut”

 

Passt wie die Faust aufs Auge, finde ich.

 

Und 4. Stay humble! Bleib demütig.

Die Welt ist so großartig, faszinierend, besonders, einmalig, … Claude Nicollier hat nicht ein einziges Mal ein schlechtes Wort verloren. Über niemanden. Er hat so eine Freude und Faszination an der Erde, dem All und dem Universum, dass es eine Ehre war, ihn zu interviewen. Mit Menschlichkeit und Demut kommen wir weiter – privat wie im Job.

 

Hier kannst du dir das volle Interview ansehen:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

80 - Claude Nicollier